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Forum - Kurze Geschichten
Unsichtbar

Squirrel
Künstler



Unsichtbar

Die Familie sitzt zum Sonntagsessen am Tisch. Es gibt Braten mit Soße. Das schmeckt dem Vater. Den Kindern nicht. Der Vater erzählt. Wertvolle, lehrreiche Geschichten, auch mal Amüsantes. Von Büchern, die er gelesen hat. Die Mutter bemüht sich, was Geistreiches dazu zu sagen. Aber die Kinder wissen, der Vater nennt sie "dumme Gans". Der Vater erzählt. Die Kinder schweigen. Träumen sich weg. Das Mädchen weint leise. Keiner siehts.

Das Mädchen weint überhaupt viel. Aber dann kommt sein 8. Geburtstag. An diesem Tag nimmt es sich bewußt wahr, es spürt sich und denkt darüber nach, was 8 Jahre in seinem Leben sind. Es freut sich auf die Geschenke. Aber nichts. Keine Geste, kein Wort, daß die Familie weiß, daß heute der Geburtstag ist. Das Mädchen geht zur Schule und abgrundtiefe Schwärze macht sich in seinem Gemüt breit. Dann abends doch noch eine Einladung, die Geschenke anzuschauen. Da liegt ein Buch: die kleine Heulsuse. Pädagogisch wertvoll.
Beitrag 28.10.2006, 09:30

Squirrel
Künstler



Der erste Kuss

Das Mädchen war 12 Jahre alt. Am liebsten spielte es Indianer und saß mit Pfeil und Bogen in den Bäumen rum. Es hatte schon einen Busen, aber das hatte es noch gar nicht so richtig gemerkt.

Es war in der Stadt. Ein älterer Ausländer sprach das Mädchen an. Es hatte gelernt, man soll nett zu Ausländern sein. Also war es nett und ging höflich auf das Gespräch ein. Der Mann meinte, man könne ja eine Cola trinken gehen. Wollte das Mädchen eigentlich nicht, aber es wollte auch nicht unhöflich sein. Also ging es mit. Im dunklen Treppenhaus vom Lokal riss der Mann das Mädchen plötzlich an sich, presste seinen Mund auf ihren und stieß ihr seine Zunge in den Rachen.

Das Mädchen war starr vor Schreck. Als es wieder Luft bekam, murmelte es etwas von schnell nach Hause, die Eltern warten. Der Mann begleitete es zu Straßenbahnhaltestelle. Dort wiederholte er seinen Kuss. Die Umstehenden schauten das Mädchen empört an. Eine Frau sagte:" Daß die sich nicht schämt."

Die Hure

Das Mädchen war 13 Jahre alt. Es trug Miniröcke, die gerade mal den Po bedeckten. Andere Röcke gab es nicht. Und alle trugen das so.

Es war auf dem Heimweg von der Schule. Ein 15-jähriger türkischer Junge fuhr langsam mit dem Fahrrad an dem Mädchen vorbei, wendete und sprach es an. Das Mädchen wußte nur, daß es immer freundlich und höflich sein sollte. Also ging es auf das Gespräch ein. Was dem Jungen als Einladung ausreichte. Er riss sie an sich, griff mit harter schmerzender Hand an ihren Busen und knetete dran rum.

Wann immer das Mädchen in den folgenden Tagen das Haus verlies, der Junge mit seinem Fahrrad stand schon da. Das merkte auch der Vater des Mädchens. "Du Hure" sagte er zu seiner Tochter.
Beitrag 29.10.2006, 14:30